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Sonntag, 10. Februar 2008

Bulgarien : In der Hölle Europas

Ilija Trojanow ist Autor-Aktivist, ein Sprachentalent und kulturelles Chamäleon. Der ehemalige Flüchtling, Expatriate und heutige Herausgeber, Dichter, Reisende, Pilger, Muslim erweitert das Berufsbild für Autoren, indem er gelebte Erfahrung mitteilt und nicht vom Schreibtisch aus reist. Das Bedürfnis nach Authentizität, jenseits medial vermittelter Bilder, ist, was seine Leser fasziniert.
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Sein Herkunftsland Bulgarien wiederum stellt Trojanow als hoffnungslos dar. Ohne die Schrecken der kommunistischen Vergangenheit bewältigt zu haben, werden die alten Verhältnisse voll Korruption, Kriminalität, Drogenhandel, Waffenschieberei nahezu bruchlos weitergeführt. Bulgarien ist die Hölle Europas, und abgesehen von ein paar Mahnungen seitens der EU überlässt man das Land sich selbst.

Dieser abstoßende Ort hatte Trojanows Familie vertrieben und bedeutete den Beginn seiner ständigen Wanderschaft. Die erste Begegnung mit der Fremde gab dem Kind erstmals Anlass, verstehen zu wollen, und weckte seine Neugier. So wurde sogar die Flucht eher zum Abenteuer als zum Trauma. Der Bub gewann daraus die Fähigkeit, Heimat nie mehr als unverwechselbare Ganzheit zu begreifen, in der Geborgenheit, Sprache, Ort zu einem angeblich Einmaligem, verschmelzen. Er schließt daraus: „Es gibt keine Heimat, die nicht zur Fremde werden könnte, und umgekehrt.
Quelle: Die Presse



Mit dem jüngsten Buch, „Der entfesselte Globus“, begleitet man den Autor an Orte, an die man selbst nie gekommen wäre oder an denen man sich nicht verständigen hätte können, da die meisten wohl nicht, wie Trojanow, Urdu, Hindi, Persisch, Arabisch, Bulgarisch und so fort sprechen. Der geografische Bogen dieser Reportagen, vermischt mit poetischen Elementen und kurzer Prosa, reicht nämlich von Bulgarien über Afrika und Asien zurück nach Deutschland.
Quelle: Die Presse



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Bücher: Bulgarien, Sofia

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