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Mittwoch, 16. April 2008

Naturlicher Roman - Georgi Gospodinov

Es sei ein Roman von abgetriebenen Anfängen, sagt der Autor. Es ginge um Themen, über die wir ungern reden: Tod, Toiletten, Fliegen, das Absurde des alltäglichen Lebens. Sein Werk handle von der Unmöglichkeit zu erzählen. Doch dem bulgarischen Schriftsteller Georgi Gospodinov gelingt das, was dem Held seines Romans nicht gelingt: das Erzählen. Dies bewies er unlängst während einer Lesung im Literarischen Colloquium in Berlin.
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dem Erfolg seines jüngsten Romas „Natürlicher Roman“ zu verdanken. Dieser verhalf dem schriftstellerischem Talent, Georgi Gospodinov ist außerdem noch Lyriker, Drehbuch- und Bühnenautor, zu internationaler Bekanntheit. Bei so vielen Berufsbezeichnungen wird der Schriftsteller ganz verlegen. „Eigentlich bin ich ein ziemlich fauler Typ“, räumte der Autor ein, „aber da mir nichts anderes so leicht fällt wie die Schriftstellerei, war ich so schlau, mich nur damit zu beschäftigen.“ In Bulgarien wäre die Schriftstellerei kein prestigebringender Beruf, deshalb nenne er sich selbst lieber Redakteur oder Journalist, dies klänge mehr nach Arbeit.
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Der „natürliche Roman“ erzählt die Geschichte eines Verfalls. Er handelt von der Selbstauslöschung. Alles Organische ist ein Prozess des Natürlichen - deshalb der Titel seines Werks. Der Ich-Erzähler erfährt von der Schwangerschaft seiner Frau, doch er ist nicht der Vater. Er beschließt, einen Roman zu schreiben, beginnt diesen immer wieder neu, verirrt sich im Schreiben. Er schweift ab, denkt über die Form seines Romans, über Botanik, Toiletten, Fliegen und Quentin Terentino nach.

Das Buch vereinigt die unterschiedlichsten Sujets zu einem Konglomerat der Gattungen. Der Verfall vollzieht sich nicht nur auf inhaltlicher Ebene. Die Kapitel lösen sich auf, gehen ineinander über, formieren sich neu. Herausgekommen sind 50 Kurzkapitel. Der Roman, in den 90er Jahren geschrieben, ist eine Homage an die Postmoderne. „In den 90er Jahren ist der Buchhandel in Bulgarien nahezu zusammengebrochen“, betonte Georgi Gospodinov.
Quelle: Vorwärts online




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Bücher: Bulgarien, Sofia

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